18. April 2008

Dr. Burghard Korneffel

Medien und Lügen

Das aus Zwangsgebühren finanzierte Staatsfernsehen ist die Bühne der sogenannten „etablierten“ Parteien. Geistig armseliger Sprechblasen-Journalismus während der Hauptsendezeit! Die Berichterstattung zum Thema Kosovo unterbietet an Verlogenheit noch das einstige SED-Fernsehen.

Doch nicht nur das Staatsfernsehen steht am Pranger. Viele weitere Medien betreiben platte Propaganda. Und zwar im Stil des Altmeisters dieses Genres, eines gewissen J. G. Der sagte einst, man müsse dreist lügen und die Lüge immer wieder erneut in die Medienwelt setzen. Natürlich glaubt keiner den verbreiteten Unsinn. Aber die Menschen denken, wenn ständig das Gleiche lautstark verkündet wird, muss irgendetwas kleines an der Geschichte dran sein. Und genau das, dozierte J. G., genügt. Mehr müssen wir mit unserer Propaganda nicht erreichen.

Warum frönen die Medien der Unwahrheit? Möglicherweise stimmt die Kasse. Für Desinformation stehen weltweit riesige Finanzmittel zur Verfügung. Man nennt das auch psychologische Kriegsführung.

Für mich ist ein Journalist, der sein Gewissen meistbietend verhökert, widerlicher als eine Prostituierte. Diese verkauft lediglich ihren Körper.

Es gibt auch die Ausnahmen. Medien wie die “Welt” bemühen sich, im Rahmen des Möglichen über den Dingen zu stehen.

Vor Jahren, in der Zeit der Kohl-Regentschaft, tauchten in der „Welt“ Hofberichte auf. Ich war zunächst erbost, mit solchem Blödsinn konfrontiert zu werden. Doch dann entschloß ich mich, einfach mal zu lesen. Die Hofberichte wurden zu meiner Lieblingslektüre. Als Autor hätte ich Jaroslav Hasek vermutet. Doch der war bereits 1923 gestorben. Ein Journalist der „Welt“ hatte diese Kostbarkeiten verfasst. Ich lernte aus diesen Berichten, wie Macht funktioniert. Aus welchen Gründen geschasst wurde, und welche Methoden ins Zentrum der Macht führen.

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23. März 2005

Dr. Burghard Korneffel

Es war einmal eine Zeitung, kühn und keck

Ich hatte mal die Stuttgarter Nachrichten abonniert. Es hieß, diese Zeitung traue sich wider den Stachel zu löcken. Nun, die Verwegenheit hielt sich in Grenzen, aber irgendwas will der Mensch nun mal lesen.

Dann kam der Krieg gegen Jugoslawien. Die Gründe für den Angriff erlogen, und das übliche Programm mit Bomben und Töten. Das gibt einen Aufschrei in meiner Zeitung, davon war ich überzeugt.

Auf den Seiten 1 und 2 die Berichte des Oberkommandos. Bei den Leserbriefen, wenn überhaupt, Dreierpacks. Ein Brief für den Krieg, einer gegen den Krieg, und ein dritter mit „Volkes Stimme“ (Zum Beispiel: Wenn wir schon mal drin sind, dann müssen wir auch durch). Nirgendwo in der Gazette auch nur die Andeutung einer kritischen Distanz zur Politik der Mächtigen. Bei einigen „Journalisten“ hatten wohl auch die Hacken geknallt. Deutsche Jagdflugzeuge über Belgrad, das mache irgendwie stolz.

Die Redakteure waren in Angst erstarrt und taten alles, um nicht durch unbotmäßigen Journalismus in den Verdacht zu geraten, einer ins Kalkül des Möglichen gezogenen eventuellen Schwächung der deutschen Wehrkraft nicht sofort mit aller Entschiedenheit entgegengetreten zu sein.

Wenn ich fortan das Blatt las, wurde mir speiübel. Ich bestellte es ab.

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