23. Oktober 2009

Dr. Burghard Korneffel

Russland hält kein polnisches Gebiet besetzt

Die Rote Armee hatte ihre Stützpunkte im gesamten Ostblock, nicht nur in Polen. Bis 1990 konnte keiner an den neuen Grenzen Polens rütteln, sie waren über die Präsenz der sowjetischen Militärmacht gesichert.

Für einen Landraub in der Größenordnung der Annektierung der deutschen Ostgebiete sowie der östlichen polnischen Landesteile findet man in der jüngeren Geschichte Europas kein vergleichbares Beispiel.

Russland war nur  e i n  Land des Vielvölkerstaates Sowjetunion. Die 1945 den Polen genommenen Gebiete gehören heute zur Ukraine und zu Weißrussland. Russland hält kein polnisches Gebiet besetzt, sondern einen Teil Ostpreußens.

Es war die Armija Krajowa, die in Polen noch bis 1947 Widerstand gegen das stalinistische System leistete. Der Mut und die Tapferkeit dieser Männer ist über allen Zweifel erhaben. Leider erkannten sie nicht, dass sie im Falschspiel der Alliierten verheizt wurden.

Man liest häufig vom „gemeinsamen Überfall der SU und Hitlers auf Polen“. Was soll das? Entweder „SU und Deutschland“ oder „Stalin und Hitler“. Der faschistoide Stalinismus forderte in der Sowjetunion, also im eigenen Land, die mit Abstand meisten Todesopfer. Vergleiche des heutigen Russland mit der von Stalin gemarterten Sowjetunion sind nicht angebracht.

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15. September 2008

Dr. Burghard Korneffel

Jaruzelski hat das Schlimmste verhindert

1956 in Ungarn und 1968 in Prag: Die Sowjetunion mahnte, verhandelte, drohte und marschierte schließlich ein. Im Falle von Ungarn zog man sich militärisch ein erstes Mal zurück. Als jedoch die ungarische Führung die getroffenen Abmachungen nicht einhielt (oder nicht einhalten konnte), kehrten die Truppen zurück und der Aufstand wurde niedergeschlagen.

Die Sowjets machten jedes Mal ernst, was sie vorher ankündigten.

Auf der polnischen Führung lastete eine schwere Verantwortung. Im Ostblock, bekannt sind die Tiraden der SED-Führung gegen Polen, wurden bereits die Vorbereitungen für ein militärisches Eingreifen getroffen. General Jaruzelski fällte eine weise Entscheidung. Mit der Verhängung des Kriegsrechtes nahm er den Sowjets den propagandistischen Wind aus den Segeln. Polen blieb von der „brüderlichen Hilfe“ beim „Kampf gegen die Konterrevolution“ verschont.

Ein militärisches Eingreifen der Warschauer Pakt Staaten in Polen 1981 hätte die Hardliner in der KPdSU nachhaltig gestärkt. Ein Gorbatschow wäre wahrscheinlich nicht an die Macht gekommen. Vielleicht stellten wir immer noch am 17. Juni die Kerzen in die Fenster, und aus dem Land hinter Mauer und Stacheldraht tönte es unentwegt: „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“.

Die Sowjets akzeptierten 1981 General Jaruzelski mit seiner geschickten Strategie des „Kriegsrechts“. Dadurch blieb Polen für Ostblockverhältnisse relativ frei, und die Idee, Freiheit auch ins kommunistische System einzubringen, war nicht mehr aufzuhalten. Es wäre für die Sowjets ein leichtes gewesen, in Polen die Solidarnosc mit Gewalt zu eliminieren. Sie taten es nicht. Denn der Stalinismus war mit dem Auftreten von Chrustschow bereits im Jahr 1956 beendet worden.

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3. September 2007

Dr. Burghard Korneffel

Kriegsrecht in Polen

Jaruzelski verhängte das Kriegsrecht in Polen, um einem Einmarsch der sowjetischen Truppen zu verhindern. Damit wendete er drohendes Unheil für Polen ab.

Kriegsrecht klingt martialisch. Wie wurde es in Polen angewendet?

Ich besuchte während des Kriegsrechtes mit meiner Familie Krakau. Auf der Hinreise, es war schon sehr spät, wurden wir im Schlesischen an einem Kontrollposten angehalten. Ein Panzer war effektvoll positioniert, und einige Soldaten, schon älter, standen gelockert davor. Unsere Papiere wurden durchgeschaut. Was machen Sie hier eigentlich, fragte ich.  „Besser wir stehen hier und nicht unsere „russischen Freunde“, antwortete freundlich der Soldat. Und er fuhr fort: „Es ist bereits nach 22 Uhr, man hat Ihnen doch an der Grenze gesagt, dass Ausländer nachts nicht fahren dürfen“. „Nein, davon habe ich nichts gehört“. „Wo wollen Sie denn hin?“. „Nach Krakau“. „Da haben Sie noch eine weite Strecke vor sich, ich will Sie nicht aufhalten, ich wünsche Ihnen eine gute Fahrt“.

Im Zentrum von Krakau war das Denkmal für Adam Mickiewicz von Studenten in Besitz genommen. Sie demonstrierten für die Solidarnosc, für Freiheit und gegen das Kriegsrecht. Auf dem Marktplatz, in gebührendem Abstand zum Denkmal, konnte ich insgesamt zwei Posten ausmachen, jeweils zwei bewaffnete Soldaten. Sie schauten desinteressiert und gelangweilt vor sich hin, während die Studenten munter ihre Parolen skandierten.

Walesa wurde derweil in einem Sanatorium „festgehalten“, spielte mit seinen „Bewachern“ Schach, konnte mit jedermann telefonieren und sämtliche Sport- und Freizeiteinrichtungen des Sanatoriums nutzen. Er nahm auf Grund des guten Essens deutlich an Gewicht zu.

Soviel zum „Kriegsrecht“ in Polen.

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2. September 2007

Dr. Burghard Korneffel

Die Kaczynskis Teil 2

Die geplante Stationierung von amerikanischen Abfangraketen an der Ostgrenze ist ein Affront gegen Russland. Die Argumente zur Untermauerung der polnischen Wünsche sind gewöhnungsbedürftig.

Werden die Stationen tatsächlich gebaut, wird Russland diese in einer begrenzten militärischen Aktion zerstören. Die Reaktionen der russischen Politiker und Militärs weisen in diese Richtung. Bei der erreichbaren Treffergenauigkeit werden ein paar Dörfer in der Umgebung wohl mit ausgelöscht werden.

Man sollte keine nationalistischen Stimmungen anheizen. Denn gerufene Geister wird man so schnell nicht wieder los.

Die Brüder Kaczynski haben beim EU-Gipfel das maximale für ihr Land herausgeholt. Das dürfen wir ihnen nicht verübeln. Es ist nicht die Schuld von Polen, wenn das Kabinett Merkel/Müntefering wenig für Deutschland herausholt.

Bevor man mit dem Finger auf die Regierung eines anderen Landes zeigt, sollte man sich die eigene anschauen. Ist das Kabinett Merkel/Müntefering etwa ein Glücksfall für Deutschland? Die Bundeskanzlerin spielt auf europäischem Parkett gerne den reichen Max. Sie verschenkt Milliarden und heimst dafür Beifall ein. So kann man sich profilieren. Bezahlen muss nicht sie, dafür gibt es uns Steuerzahler. Die Brüder Kaczynski laufen nicht mit Spendierhosen herum. Da beneide ich die Polen.

Wir beide, Deutsche und Polen, haben ein Problem mit unseren gegenwärtigen Regierungen. Wenn es um den Erhalt der Demokratie und die Abwehr polizeistaatlicher Methoden geht, setze ich auf die Polen. Dafür stehen die Arbeiteraufstände in Posen und in Danzig sowie die Solidarnosc. Vergessen seien auch nicht die Kämpfe der letzten versprengten Armija Krajowa Verbände gegen die sowjet-kommunistischen Machthaber in der Nachkriegszeit (1945-1947).

Vergleichbares haben wir Deutsche nicht hinbekommen. Wie heißt es so schön? Wenn auf dem Bahnhof eine Revolution stattfindet, löst der Deutsche zunächst eine Bahnsteigkarte.

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27. Juni 2007

Dr. Burghard Korneffel

Die Kaczynskis Teil 1

Alles, was die Kaczynskis anstellen, tun sie für ihr Polen. Man hat nicht den Eindruck, sie wollten sich persönlich profilieren. Geschliffene Diplomatie ist nicht ihre Sache. Sie sehen sich als Bollwerk in tosender Brandung, das ihre Heimat schützt. Man sollte sich mit Lächeln zurückhalten. Polen wurde von seinen Nachbarn immer und immer wieder das Recht auf Eigenständigkeit vorenthalten.

Die Kaczynskis wurden demokratisch gewählt. Die Wahlbeteiligung war gering. Doch das bedeutet, den Nichtwählern war es egal, wer gewählt wird. Insbesondere hatte keiner etwas gegen die Zwillingsbrüder. Wer sie nicht wollte, ging zur Wahl und stimmte gegen sie.

Beim EU-Gipfel errangen die Brüder Kaczynski einen haushohen Sieg. Mit ihrer Strategie und ihren belächelten Argumenten! Das stärkt ihre Position in Polen, und bei der nächsten Wahl werden sie mehr Stimmen bekommen.

Frau Dr. Merkel schenkte Polen für weitere 10 Jahre 27 Stimmen bei gleichzeitig 29 Stimmen für Deutschland. Mit der Quadratwurzel, von Polen gefordert, wären es nur 20 Stimmen gewesen. Polen bekam mehr, als es sich erhofft hatte.

Hier das Protokoll der Sitzung, in der Frau Dr. Merkel ihren triumphalen Erfolg über die Brüder Kaczynski errang:

START SATIRE

Dr. Merkel:  Schlagen Sie sich die Quadratwurzel aus dem Kopf. Polen will 20 Stimmen bei nur 29 Stimmen für Deutschland? Niemals! Verstehen Sie? Kommt nicht in Frage! Mein allerletztes Angebot: 27 Stimmen für Polen bis zum Jahr 2017.

Präsident Kaczynski: Entschuldigen Sie, Frau Ratspräsidentin, sagten Sie 27 Stimmen für Polen?

Dr. Merkel: Ja, und ich spaße nicht.

Präsident Kaczynski: Ich bin einverstanden. Wo darf ich unterschreiben? - - Ah, hier. Und jetzt Ihre Unterschrift, sehr geehrte Frau Ratspräsidentin. - - Frau Bundeskanzlerin, ich freue mich auf Ihren Besuch in Warschau.

ENDE SATIRE

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15. November 2006

Dr. Burghard Korneffel

Unterschied zwischen Deutschland und Polen

In Deutschland schauen alle ehrfürchtig auf das Kabinett. Was von oben kommt, ist Gesetz. In Polen nimmt man das etwas lockerer. Die 300 km zwischen Krakau und Warschau sind politisch eine weite Distanz. In Krakau wird das gemacht, was der Wojewode anordnet. Und die Wahrnehmung der Zwillinge hält sich in Grenzen.

Der Aufschwung in Polen über die vergangenen 15 Jahre ist beachtlich. Sicherlich, man findet noch Straßenzüge, die an den Zustand mitteldeutscher Städte unmittelbar nach der Wende erinnern. Doch es entstehen nicht nur glänzende Einkaufszentren, sondern auch schöne neue Wohnbauten. Zum Beispiel die Stadt Rzeszow in Ostpolen: Die Arbeitslosigkeit in der Region war hoch und drückt immer noch. Die Innenstadt wurde restauriert und geputzt. Moderne Wohnblöcke in der Peripherie, überall junge Menschen, viele davon Studenten.

Es gibt kein reiches Westpolen, welches dem armen Ostpolen Jahr für Jahr Dutzende Milliarden als Hilfe gibt. Die Polen müssen alles aus eigener Kraft schaffen.

Das Geheimnis? Es ist der Fleiß! Die Polen arbeiten viele Stunden in mehreren Job’s, bis sie das Geld für den Lebensunterhalt zusammen haben.

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14. November 2006

Dr. Burghard Korneffel

Unsere Zukunft liegt im einigen Europa

Deutschland zog einst aus, Lebensraum im Osten zu besetzen. Und errichtete in den eroberten Gebieten eine Terrorherrschaft.

Die Siegermächte nahmen sich ein Drittel des deutschen Staatsgebietes, deutsche Patente, deutsche Lizenzen, deutsches Know How, deutsche Ingenieure und Wissenschaftler, demontierten die Industrieanlagen und schraubten das zweite Gleis der Bahnlinien ab. Die Weltöffentlichkeit empfand das angesichts des von den Deutschen angerichteten Gemetzels als gerecht.

Wie wollen wir den Raub wieder rückgängig machen? Zur Regierung der Ukraine gehen und fordern, sie möge die vertriebenen Polen wieder aufnehmen? Denn das sind die Bewohner der deutschen Ostgebiete. Sie wurden zwangsweise umgesiedelt.

Wir schreiben das Jahr 2006. Wir haben mit dem, was unsere Vorväter taten, nichts zu tun. Ich reise öfter nach Polen. Noch nie hat ein Pole mir irgendwelche Vorwürfe betreffs der Historie gemacht. Und wenn man selbst das Thema anspricht, sagen die Polen, wir beide, Polen und Deutsche, wurden vertrieben. Punkt.

Polen gehört der EU an. Irgendwann wird Polen dem Schengener Abkommen beitreten. Die Einführung des Euro (statt Zloty) steht bevor. Damit ist im Prinzip das Problem gelöst. Die Grenze zwischen Polen und Deutschland verliert an Bedeutung. Wer will, kann sich in den ehemaligen deutschen Ostgebieten ansiedeln. Und im Gegenzug kann jeder Pole, wenn er will, in Deutschland seinen Wohnsitz nehmen.

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6. November 2006

Dr. Burghard Korneffel

Polen

Polen ist ein Land mit wunderbaren Menschen, offen, immer hilfsbereit. Es wird viel gebaut, wirtschaftlich geht es vorwärts. Jedem Ausländer wird ohne Vorbehalte Herzlichkeit und Höflichkeit entgegengebracht.

Von ihren Politikern halten sie soviel wie von Mistkäfern: “Zu irgend etwas braucht man auch diese”.

Historien werden hervorgekramt. Ich war am 31. Oktober in Krakau. Auf dem Marktplatz eine Veranstaltung zum Gedenken an König Johann III. Sobieski (Schlacht am Kahlenberg, 12.09.1683, Retter von Wien). Zwei Kapellen boten abwechselnd patriotische Musik. Alte Uniformen, alte Geschütze und junge Menschen in Volkstrachten oder in Anzügen, die Uniformen ähnelten. Streng im Karree aufgestellt, immer wieder von militärisch auftretenden Respektpersonen zur Neuausrichtung befohlen. Überall Fahnen. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen und zog die Aufmerksamkeit der Ordnungshüter auf mich. Sie standen herum und schienen alle einen Stock verschluckt zu haben.

Kurzum, Preußen-Klim-Bim aus der Mottenkiste. Ich bin sicher, die Polen werden sich auch dieses Trödels schnell wieder entledigen.

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